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Edgar Vital lebte 1929 während eines halben Jahres in Basel in einem umbruchfreudigen Kunstklima. In diesem Jahr malte er das «Bildnis Fräulein M.F.», das in Fontanas Tafelwerk (1958) unter der Bezeichnung «Junge Dame in Rot» aufgeführt ist (Nr. 10). Das Porträt hatte damals bei einigen Betrachtern offenbar die Hoffnungen auf einen Bündner Otto Dix geweckt. 1

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Bildnis Fräulein M.F.
1929

In seiner Stilisierung der Figur, im grosszügigen malerischen Duktus wie auch im kühnen Farbausdruck mutet es ausgesprochen modern an. Die betont städtische Haltung dieses Bildes fällt auf im Schaffen Vitals, den man in erster Linie mit seinen licht­intensiven, nachimpressionistischen Land­schafts­darstel­lun­gen aus seiner näheren Umgebung des Engadins kennt. Die elegant gekleidete Frau sitzt locker auf der Armlehne eines Stuhls und stützt sich auf der andern auf. Die Beine betonen in ihrer zwanglos herunterbaumelnden Haltung – die linke Fussspitze berührt leicht den Boden – den privaten, nicht offiziellen Charakter des Bildnisses. Auffallend ist auch Vitals freier Umgang mit den räumlichen Verhältnissen. Das Fräulein M.F. ist wohl in einem Innenraum porträtiert, doch legt der Künstler keinen Wert auf eine naturalistisch dargestellte Umgebung. Vielmehr flammt hinter der Figur ein gelber Bildabschluss auf, der einen markanten Kontrast zum leuchtenden Rot des Kleides bildet und teilweise in erregtem Pinselstrich, teilweise flächig aufgetragen ist.


Vitals Wille zum farbexpressiven Ausdruck in diesem grossformatigen, sicher komponierten Bild, äussert sich auch in der Gegenüberstellung von Grün und Rot sowie von Blau und Grün. Auch der leuchtend rote Schriftzug der Signatur in der rechten unteren Bildecke wird in seinem Duktus und dem leuchtenden Rot in die Gesamtwirkung mit einbezogen. 2

1    Dosch, Leza, (2002)
2    Meuli, Andrea (1989)


 

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