Edgar Vital gehörte 1936 zu den Mitbegründern der Bündner Sektion der «Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten» (GSMBA) und galt somit als Professioneller seiner Zunft.
Gründungsprotokoll GSMBA, PDF→
Das Leben von Edgar Vital
Der Kunstmaler Edgar Vital (1883–1970) lebte und wirkte zur Hauptsache in Ftan. Hier verbrachte er auch seine ersten Lebensjahre. Durch die Wahl seines Vaters Andrea Vital (1855–1943) in die Kantonsregierung (1894–1902) war die Übersiedlung nach Chur gegeben. Hier besuchte er die technische Abteilung der Bündner Kantonsschule, begab sich aber schon vor Abschluss der Matura nach München (1902), um sich seinen künstlerischen Neigungen zu widmen (Kunstgewerbeschule Romeis und Gmelin; Privatschulen von Wolf und Kirr; Studienabschluss an der königlich bayrischen Akademie der bildenden Künste →Zertifikat, PDF bei Professor Franz von Stuck→weblink. Ein längerer Aufenthalt in Florenz und Rom unterbrach die Münchner Studienzeit, nach deren Ablauf Vital nach Paris ging, wo er Matisse begegnete. Zuletzt hielt sich der Künstler von 1909 bis 1913 in Genf auf, wo Hodler ihm seine Aufmerksamkeit schenkte.
In einem fruchtbaren Jahrzehnt hat der junge Maler die verschiedenartigsten Einwirkungen durch Franz v. Stuck, Matisse und Hodler erfahren von denen starke Anregungen ausgingen. Vital aber war sich über seinen Weg im Klaren und liess sich von seiner Eigenart nicht ablenken.
Familiäre Gründe veranlassten Edgar Vital in seine Heimat zurück zu kehren. In Ftan, wo er sich im Elternhaus bereits 1912 ein Atelier eingerichtet hatte, liess er sich 1913 endgültig nieder. Es war für den Künstler nicht leicht, von dem abgelegenen Ftan aus den Anschluss ans schweizerische Kunstleben zu finden und aufrecht zu erhalten. Der Verkehr war noch nicht entwickelt, es gab noch kein Churer Kunsthaus und auch keine der Organisationen, die heute den jungen Künstlern den Weg in die Öffentlichkeit erleichtern. Als Künstler lebte Vital deshalb weitgehend isoliert in Ftan, nur in dem benachbarten Sent wohnte wenigstens in den Sommermonaten die Malerin Mara Corradini. Um so erstaunlicher, wie Edgar Vital sein Talent in der Stille zu pflegen und zu erhalten wusste. Im Unterengadin fand er die unverwechselbare Ausdrucksweise für seine Landschaftsmalerei und ist im Unterengadin in diesem Bereich wohl der eigentliche Pionier. Weniger bekannt sind seine thematischen Werke, seine Bleistift- und Tuschzeichnungen und seine Porträtmalerei.
Edgar Vital gehörte 1936 zu den Mitbegründern der Bündner Sektion der «Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten» (GSMBA) und galt somit als Professioneller seiner Zunft. Aber auch am öffentlichen Leben seiner Heimat nahm er interessiert Anteil. Bereits zur Zeit seiner Rückkehr nach Ftan (1913) setzte er sich als Mitglied des Initiativkomitées für die «Gründung eines hochalpinen Mädchen-Institutes in Fetan» ein →Prospekt HIF, PDF. Auch entsprach es durchaus den ländlichen Verhältnissen, dass die Gemeinde die Mithilfe des gebildeten Malers bald einmal beanspruchte. Er übernahm politische Ämter, wurde Kreispräsident, Grossrat und später auch Bezirkspräsident. Dann aber zog er sich zurück, um seinen nun gänzlich erblindeten Vater zu pflegen. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1943, übernahm er das Amt als Richter und dann für 10 Jahre das Amt als öffentlicher Vormund. Mitzuhelfen, Recht, Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit zu schaffen, war ihm ein Anliegen. Dieselbe Ausgeglichenheit und Ordnung findet man auch in seinen Bildern. Aber diese tiefgründige Einheit und Ausstrahlung, welche seine Bilder wiedergeben, ergab sich nicht von selbst. Hierfür hat er bis ins hohe Alter lange und hart gearbeitet. Edgar Vital starb am 10. Januar 1970 in Scuol im Alter von 87 Jahren.