Familie Nicola Vital-Corradini mit sieben ihrer neun Kinder (Andrea Vital, hinten stehend neben dem Vater). Stammbaum, PDF→
Familie Andrea Vital-à Porta mit den Kindern Hugo, Ghitta und Edgar (rechts stehend) um 1890.
Die Familie Vital
Die Heimatgemeinde des Künstlers Claudio Edgar Constant Vital (1883–1970) ist Ftan im Unterengadin. Hier wurde er am 9. Mai 1883 in eine alteingesessene, vornehme und vermögende Familie hineingeboren. Die Vital stammen ursprünglich von Sent. Edgars Grossvater, Pfarrer Nicolaus Vital (1823–1882), hat in Guarda (1846–1850) und in Pontresina (1850–1858) gepredigt. 1858 liess er sich mit seiner Gattin Barbara Lina Vital–Corradini (1833–1907) in Ftan endgültig nieder. Hier erwarb er das Bürgerrecht und diente der Gemeinde bis zu seinem Tod als Pfarrer. Das Ehepaar zog neun Kinder – sieben Mädchen und zwei Jungen gross. Ihr zweitältestes Kind, Andrea Vital, war Edgars Vater (vgl. Bild oben).
Andrea Vital (1855–1943)→PDF, verheiratet mit Chatrina a Porta (1862–1938), war Jurist und Politiker. Nach dem Besuch der Dorfschule und des Instituts a Porta in Ftan, erlangte er die Maturität an der Kantonsschule in Chur. Anschliessend studierte er an den Universitäten von Strassburg, Leipzig, München und Zürich Jurisprudenz.
Ab 1878 wirkte er als Anwalt in Ftan. Als Kreis- und Bezirksgerichtspäsident begann hier seine politische Karriere. In den Jahren 1879–1895 und 1917–1923 vertrat er seine Region als Bündner Grossrat und stand diesem 1892 auch als Standespräsident vor. 1894 wurde A. Vital in die Bündner Regierung gewählt. Als Mitglied des fünfköpfigen kleinen Rates bis 1902, förderte er als erster Vorsteher des Erziehungsdepartementes den Romanischunterricht. Während 20 Jahren, von 1899–1919 gehörte er als markanter Vertreter der romanischen Minderheit dem Nationalrat an. Vital war massgeblich beteiligt an der Bündner Verfassungsrevision von 1894 und den Wasserrechtsvorlagen (1906 kantonal, 1916 schweizerisch). Zudem war er von 1897–1925 Präsident der Societad Retorumantscha.
Edgar Vital war mit seinem Vater sehr verbunden. Dieser verlor im hohen Alter alle Sehkraft und war nach dem Tod der Gemahlin (1938) ganz auf die Pflege seines Sohnes angewiesen.
Die Mutter Chatrina war die Tochter des Stephan à Porta, Cafetier in Kopenhagen. Sie vertrat die vornehme Gesellschaft der sogenannten «Randulins», die sich ihre Bedeutung und Ansehen im Ausland erworben hatte. Chatrina Vital stand einem beziehungsreichen und gastfreundlichen Haushalt vor, von den Mitmenschen geachtet, von der Familie geliebt.
Edgars Elternhaus erschöpfte sich nicht in nur natürlichen Funktionen gegenüber den Kindern. Gerade er hat als Künstler von seinen Eltern viel Förderung und Verständnis erfahren, was nicht allen seinen Kollegen im Kunstfach zuteilwurde. Dann war auch noch seine Schwester Ghitta, welche unermüdlich und mit Überzeugung das Schaffen des Malers vorantrieb.